Dunkle Wolken am Koa-Himmel?
– Irritation über die „Basta-Ansage“ des Landrats zur gymnasialen Schulentwicklung
„Wir sehen dunkle Wolken in der großen Koalition aufziehen“, so die
Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im
Kreistag, Anke Pfeil.
Anlass für diese Annahme sind die Äußerungen von Landrat Thorsten Stolz
anlässlich eines Treffens unter anderem mit den Schulleitern der Heinrich-Böll-
Schule und des Lichtenberg-Oberstufengymnasiums (LOG) in Bruchköbel zur Frage
der Entwicklung des gymnasialen Bildungsangebots im westlichen Main-Kinzig-
Kreis.
Stolz hatte bei seinem Besuch erklärt, „Gerüchte und Gedankenspiele“, die
Heinrich-Böll-Schule in eine Haupt- und Realschule umzuwandeln und im Gegenzug
das Lichtenberg-Oberstufengymnasium zu einem Vollgymnasium auszubauen, nicht
zu unterstützen.
„Sie können sich darauf verlassen, dass dies nicht in die Schulentwicklungsplanung
einfließen wird, auch nicht durch die Hintertür,“ hatte sich Stolz in einer
Pressemitteilung des Kreises zitieren lassen und damit eine „Basta-Ansage“
gemacht, die der Koalitionspartnerin CDU und damit auch Schuldezernent Winfried
Ottmann in ihrer Absolutheit nicht schmecken dürfte.
„Während alle Fraktionen darauf warten, dass der bereits Ende 2020 vorgelegte
Entwurf des Schulentwicklungsplans nach seiner Zurückverweisung an den
Bildungsausschuss endlich wieder zur Beschlussfassung vorgelegt wird, übt sich der
Landrat im Alleingang, als habe er seinem Dezernenten das Thema
Schulentwicklung weggenommen“, kommentiert Pfeil das Stolz’sche Vorgehen.
Es ist zwar verständlich, dass die SPD über den Landrat ihre grundsätzliche
Präferenz für Gesamtschulen und die bestehende Situation in Bruchköbel zum
Ausdruck bringt, aber nicht zuletzt der Bruchköbeler CDU-Ortsverband hat sich für
den Ausbau des LOG zu einem Vollgymnasium ausgesprochen. Schulentwicklung
erfordert immer noch politische Entscheidungen der zuständigen Gremien. Par
ordre du mufti kann der Landrat sich hier nicht durchsetzen. Es ist wohl kaum
anzunehmen, dass die CDU diesen Vorgang kommentarlos auf sich beruhen lässt.
Richtig festgestellt hat Stolz, dass Schulentwicklung nicht nur mit Blick auf einzelne
Schulen betrieben werden darf, sondern das Gesamtgefüge der Schullandschaft
betrachtet werden muss. Landrat Stolz hat insofern zweifelsfrei erkannt, dass eine
der wichtigsten Herausforderungen der Schulentwicklung in den nächsten Jahren
die Schaffung zusätzlicher Plätze im gymnasialen Bildungsgang für junge Menschen
aus dem westlichen Main-Kinzig-Kreis ist.
Die Verlängerung der Kooperationsvereinbarung zwischen dem MKK und der Stadt
Hanau, die gewährleistet, dass Schülerinnen und Schüler aus dem Kreis weiterhin
Hanauer Schulen besuchen können, ist hier selbstverständlich ein zentraler
Baustein. „Mehr Schüler als heute wird Hanau aber künftig mit Sicherheit nicht
aufnehmen wollen. Die Stadt wächst selbst und wird eher früher als später gerade
an den Gymnasien ein Platzproblem haben, das zu Lasten der Schülerinnen und
Schüler aus dem westlichen MKK gelöst werden wird, wenn man nicht auf
Containerlösungen setzen will“, fürchtet Pfeil.
Zur Lösung des Problems das Albert-Einstein-Gymnasium in Maintal stärken zu
wollen, ist sicher vernünftig. Das nötige zusätzliche gymnasiale Bildungsangebot
daneben zwingend über die Integrierten Gesamtschulen sicherstellen zu wollen,
unterbindet aus Sicht der FDP-Fraktion allerdings die erforderliche politische
Debatte. Es zeugt dabei in erster Linie von ideologischer Getriebenheit, die dabei
außer Acht lässt, dass es häufig dem Wunsch der Eltern entspricht, ein reines
Gymnasium für ihre Kinder wählen zu können.
„Wir sollten uns deshalb darauf konzentrieren, ein breit gefächertes Angebot für
den gymnasialen Bildungsgang zur Verfügung zu stellen. Schließlich soll jedes Kind
genau die Schulform auswählen können, die am besten zu ihm passt“, so Pfeil
abschließend.