Keine Biogasanlage in Roßdorf

27.05.2009

Breite Ablehnung der geplanten Biogasanlage durch Roßdorfer Bevölkerung

FDP: Biogasstandort in Roßdorf nicht genehmigungsfähig

Bruchköbel / Roßdorf – „Eine Industrieanlage gehört in einen ordentlich erschlossenen Industriepark oder in ein Gewerbegebiet und nicht auf die grüne Wiese. Und eine 1,5 Megawatt-Biogasanlage ist eine industrielle Produktionsanlage und eben kein sogenanntes privilegiertes Bauwerk. Die vorgelegten Planungsunterlagen sind unvollständig, es fehlt ein im Planungsverfahren zwingend vorgeschriebenes Verkehrsgutachten. Weiterhin ist völlig unklar, wie das produzierte Gas abgenommen beziehungsweise eingespeist werden soll. Und ebenfalls ist schlicht nicht beantwortet, woher die für den Gärprozess essentiell notwendige Gülle kommen soll“, so Oliver Braun, ein in Roßdorf wohnendes FDP-Ortsvorstandsmitglied nach der gestrigen Informationsveranstaltung der Stadt Bruchköbel im Stadtteil Roßdorf.

Bei genauerer Betrachtung werde schnell klar, so Braun weiter, dass der in erheblichem Ausmaße zu erwartende starke Lieferverkehr aus einem mindestens 15 Kilometern großen Umkreis nur zu einem kleinen Teil von rund 10 Prozent über die bestehenden landwirtschaftlichen Wirtschaftswege abgewickelt werden könne. Die restlichen 90 Prozent würden dann, so sei zu befürchten, notwendiger Weise durch den Ortskern von Roßdorf durchgeleitet werden, um so über die Oberdorfstrasse den Anlagenkomplex zu erreichen. Dabei sei zu erwarten, dass hauptsächlich schwere Lastwagen mit übergroßen Anhängern, wie etwa bei der Rübenernte, sowie Monster-Trekker mit Riesengülletanks als Transportmittel genutzt werden.
„Von Süden werden sich die LKW den Weg schon bei der ohnehin stark belasteten Abfahrt der B 45 vor dem Viadukt bahnen und sich dann gemeinsam mit den aus Osten kommenden LKW und Riesentrekkern durch beide Roßdorfer Kreisel quälen. Von Norden wird die Abzweigung der B 45 nach Ostheim und dann die Ortsdurchfahrt benutzt werden müssen. Denn eine direkte Anbindung an die B 45 ist nach den Planunterlagen nicht vorgesehen und bei realistischer Betrachtung auch schlicht nicht durchführbar. Ebenso sind die sonst bestehenden Wirtschaftswege schlichtweg ungeeignet, da viel zu klein. Damit wäre dann die durch den Bau der B 45-Umgehung endlich geschaffene Verkehrsberuhigung für Roßdorf völlig erledigt. Dies kann doch nicht wahr sein“, so auch der FDP-Fraktionsvorsitzende Horst Roepenack sowie FDP-Ortsverbandschef Jürgen Schäfer empört. Zwar gäbe es im Rahmen der Offenlage im jetzigen Stadium des Planungsverfahrens zig Gutachten zu Umwelt, Lärm und Geruch, doch kein einziges Verkehrsgutachten. „Ohne eine fundierte Untersuchung zu den Verkehrsströmen und der derzeitigen Verkehrsinfrastruktur ist ein solches Planungsverfahren ja geradezu lächerlich“, so die Bruchköbeler Liberalen.

Auch die Situation hinsichtlich der Einspeisung des produzierten Energieträgers Gas lassen Oliver Braun und Gerd Jesse, FDP-Stadtverordneter in Bruchköbel, nur mit dem Kopf schütteln. Denn das produzierte Gas muss aus technischen Gründen erst einmal in den nächstgelegenen Gaseinspeisungsknotenpunkt gelangen. Und der liegt weit im Süden Bruchköbels, nämlich direkt neben der Staatsdomäne Kinzigheimer Hof. Auch sei für den Bau dieser Gaspipeline ein separates Baugenehmigungsverfahren notwendig, da diese Verbindung von der derzeitigen Planung gar nicht erfasst ist. „Erst soll also die Anlage gebaut werden und später macht man sich Gedanken, wie das produzierte Gas überhaupt verkauft werden kann. Das ist grotesk. Und bei rund 5 Kilometern Entfernung zum nächsten Einspeisungsknoten und grob kalkulierten Kosten für den Bau einer Gasanbindungsleitung von ca. 1000.- Euro pro Entfernungsmeter kommt ein rundes Sümmchen zusammen. Völlig unklar ist, ob diese Kosten überhaupt schon in der Kalkulation des Betreibers berücksichtigt sind und was dies für Auswirkungen auf die Rentabilität der Anlage sowie das prognostizierte Gewerbesteueraufkommen haben wird.“

Insgesamt, so die Bruchköbeler FDP, sei allein an diesen Problembeispielen deutlich, wie oberflächlich und in der Sache unausgegoren den Bürgerinnen und Bürgern in Roßdorf die Planungen zu dem Biogasanlagenstandort präsentiert werden sollen. Dazu Jürgen Schäfer und Oliver Braun abschließend: „Wir werden sicherlich einen besser geeigneten Standort finden, der solide geplant werden kann und nicht den berechtigten Unmut der Anwohner auf sich zieht. Dies fordert die FDP-Fraktion nachweislich schon seit 2007. Allerdings sind wir doch sehr verwundert, dass sich gerade die Personen des BBB jetzt als große Ablehner der Anlage aufspielen, die noch vor gut einem Jahr, damals allerdings noch unter CDU-Fähnchen, für diese Biogasanlage gestimmt haben. Und der Bruchköbeler CDU ist zu wünschen, dass sie sich in der Sache endlich von der Umklammerung der mit persönlichem Interesse geleiteten Mitglieder befreit und wieder das allgemeine Wohl in den Mittelpunkt ihrer Politik stellt. Letztlich sollte auch Bürgermeister Maibach noch einmal nachlesen, wie viele Bürgerinnen und Bürger aus Roßdorf ihn überhaupt erst auf den Bürgermeistersessel gebracht haben.“

V.i.s.d.P. Oliver Braun, FDP Bruchköbel